Montag, 26. Januar 2009

Warum die neue Bescheidenheit ein schlechtes Zeichen ist


Die weltweite Finanzkrise zeigt sich allerorten. Die Medien sind von ökonomischen Katastrophenmeldungen voll, die Sponsoren bei Großveranstaltungen wie Salzburger Festspiele oder aktuell dem Hahnenkammrennen zeigen noble Zurückhaltung. Dabei ist das gerade jetzt das falsche Zeichen, wie Wirtschafts-Expertin Veronika Canaval in den Salzburger Nachrichten vom Wochenende schlüssig erklärt:

»So bescheiden wie diesmal ist es rund ums Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel seit vielen Jahren nicht mehr zugegangen. Einige Firmen haben ihre traditionellen Events ganz gestrichen, andere halten sie in einem deutlich kleineren Rahmen ab. Als Folge der Wirtschaftskrise ist bei vielen Unternehmen eine neue Bescheidenheit eingekehrt. Die Botschaft lautet: Wir haben anderes zu tun, als zu feiern. (…) Auf den ersten Blick ist die neue Bescheidenheit durchaus verständlich. Es macht kein gutes Bild, wenn Bankchefs, die gerade Geld vom Staat erhalten haben, sich vor laufenden TV-Kameras mit Champagner zuprosten. Oder wenn sich Manager, die in ihren Unternehmen hunderte Mitarbeiter abbauen wollen, auf dem teuersten Ball des Landes amüsieren. Public Relations ist laut Lehrbuch die Suche nach der öffentlichen Zustimmung. Dieser Zustimmung können sich die Manager der neuen Bescheidenheit wohl sicher sein.
Die Frage ist nur, ob alles, das auf öffentliche Zustimmung stößt, auch klug ist. Denn welche Botschaften werden vermittelt, wenn Firmen plötzlich Veranstaltungen oder Repräsentationsaufwendungen zusammenstreichen, die sie bisher als unbedingt notwendig fürs Geschäft dargestellt haben?
Die erste Botschaft lautet: Uns geht es jetzt wirklich schlecht. Und zwar so schlecht, dass wir darauf verzichten, Marketingmaßnahmen zu setzen, die gerade in der Krise wichtig wären. Das ist weder für die Mitarbeiter der Unternehmen noch für die Kunden aufbauend und bringt zudem jene, die von diesen Maßnahmen gelebt haben, ums Geschäft.
Die zweite Botschaft lautet: Wir brauchen eigentlich keine teuren Veranstaltungen, es geht auch viel billiger. Was wiederum die Frage aufwirft, ob nicht in guten Jahren viel zu viel Geld unter dem Vorwand verprasst wurde, es sei notwendig für das Geschäft. Gerade das haben die Unternehmen aber bisher immer bestritten.
Die neue Bescheidenheit in Unternehmen und bei Managern in Ehren: Aber man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Gerade auch jetzt in der Krise.«

Basejumper Felix Baumgartner hat dazu einen volkstümlicheren Zugang: „Ich denke, die Wirtschaftskrise ist jetzt die große Ausrede für jeden, der schlecht gewirtschaftet hat. Ich kann nichts mehr darüber hören!“ Nun kann man natürlich einwenden, dass es keine großartige Qualifikation für einen Menschen ist, der seine Berühmtheit vom Springen von hohen Gebäuden hat, über Wirtschaftsthemen zu referieren. Aber gerade ein Felix Baumgartner spricht gefühlsmäßig das aus, was Veronika Canaval oben bereits theoretisch belegte.

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