Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind einige der rund um die Kreativität aufgebaute Mythen nichts mehr als das. Resümee der SZ: »Kreativität lässt sich nicht zuverlässig messen und ist kaum trainierbar. Ob ein Mensch kreativ ist oder nicht, hängt stark von Situationen und Zufällen ab. Kreative Menschen sind ziemlich normal - sie gelten als fleißig, verträglich, gesellig.«
Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studien:
Gruppen-Brainstormings sind wenig effektiv. »Die Menschen glauben zwar, dass sie in der Gruppe mehr Ideen produzieren, also kreativer und einfallsreicher sind, doch das stimmt nicht«, sagt der Sozialpsychologe Wolfgang Stroebe von der Universität im niederländischen Utrecht. Gruppen erzeugten zwischen 20 und 50 Prozent weniger Ideen als einzeln nachdenkende Menschen. »Und dieser Produktivitätsverlust wird nicht durch eine höhere Qualität der Ideen ausgeglichen«, sagt Stroebe. Das Hauptproblem aber sind die Wartepausen, in denen der Einzelne nicht selbst reden kann. »Die Zeit des Zuhörens ist tote Zeit«, so Stroebe. Nach Ansicht von Psychologen ist es deshalb am besten, Menschen erst einmal für sich alleine Ideen entwickeln zu lassen. Danach könnten sie sich mit anderen austauschen.
Kreativität ist nicht messbar. Den Kreativitätsforschern fehlt es bis heute an geeigneten Messinstrumenten. Das liegt daran, dass Kreativität ein schillerndes, schwer bestimmbares Phänomen ist. »Letztlich«, sagt Ernst Hany, Persönlichkeitspsychologe an der Universität Erfurt, »lässt sich nicht eindeutig sagen, ob eine Leistung kreativ ist oder nicht.« Im Grunde entscheidet der Konsument darüber, ob ein neues Buch oder ein neues Haushaltsgerät als originell oder innovativ gilt.
Kreativität ist kaum zu trainieren. Hinter vielen Kreativitätstechniken stand der Gedanke: Wenn Menschen viele Ideen produzieren, dann ist darunter irgendwann auch eine gute. Schließlich wurde versucht, die Menschen zu systematischen Problemlösern zu machen. »All diese Methoden haben jedoch nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht«, sagt Hany. »Kreativität ist nur sehr bedingt trainierbar.«
Woher kommt der sogenannte Geistesblitz? Fleiß, fachliche Expertise, Neugier und Offenheit - das sind die wichtigsten Voraussetzungen für kreatives Handeln. Aber viele Kreative kommen auf ihre Einfälle nicht am Schreibtisch, sondern in den Bergen, in der Kneipe oder bei einem Spaziergang. Deshalb empfehlen Kreativitätstrainer, sich von dem gedanklichen Problem zu lösen und einer monotonen Tätigkeit nachzugehen wie Autofahren, Bügeln oder Gemüseschneiden. Dadurch werde das Gehirn abgelenkt und könne nebenbei nach einer kreativen Lösung suchen.
Quelle: Nikolas Westerhoff für Süddeutsche Zeitung online.
Montag, 19. Januar 2009
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