Seit letzten Samstag hat sich die Salzburger Nachrichten, eine der letzten Qualitätszeitungen in Österreich erneuert. Zum Guten, wie man mit Freude feststellen kann. Mehr Weißraum, klarere Strukturen und lesefreundliche Typografie machen das Lesen dieser Tageszeitung zu einem echten Genuss.
Das Redesign hatte – wie schon zuvor – der Zeitungs- und Magazinprofi Dr. Mario Garcia durchgeführt. Einer der ganz Großen seines Metiers. Die gestalterische Linie von Wall Street Journal, Paris Match, La Tribune u.v.m. hatte er bereits vorgegeben.
Im Berliner-Format präsentiert sich weiterhin die SN, mit einer lokalen Beilage in der halben Größe. Das neue, sanfte Redesign sieht nun viel mehr Weißraum vor, die Kleinteiligkeit vieler bunter Bildchen wurde zugunsten weniger, großer, dafür aussagekräftiger Bilder ersetzt. Großer Fortschritt, großes Kino.
Ein gewaltiger Schritt wurde aber in der Typografie gesetzt. Die zuvor eingesetzte Scala in 9 Punkt wurde durch die kräftigere, leichter lesbare Scotch FB Text in 10 Punkt ersetzt. Ein Meilenstein, da das Blatt nunmehr viel leichter zu lesen ist. Nicht nur, aber vor allem auch vom reiferen Stammpublikum.
Lesevergleich der beiden Satzschriften
Scala (9 pt, oben) und Scotch (10 pt)
Scala (9 pt, oben) und Scotch (10 pt)
Für die Überschriften hatte sich Mario Garcia ursprünglich die Retina Display vorgestellt (die auch das Wired-Magazin verwendet, siehe Bild unten), die er in Zusammenarbeit mit Hoefler & Frere-Jones entwickelt hatte. Diese wurde aber redaktionsintern abgelehnt, da sie »zu boulevardesk« erscheinen würde. Deswegen wurde die klassische Frutiger beibehalten. Frutiger ist jetzt nichts Revolutionäres natürlich, aber durchaus passend. Vor allem in den leichteren Schnitten.
Retina Display im Einsatz im Wired Magazine
Die einzelnen Bücher der Tageszeitung wurden strukturell besser miteinander verknüpft, die Lesenavigation optimiert und dem Zeitgeschmack angepasst.
Alles in allem eine großartige Neugestaltung, die vor allem durch behutsame Änderungen glänzt, die Respekt vor der gewachsenen Kundenklientel zeigt, aber doch Gewaltiges an Leseorganisation leistet und schließlich nicht auf die Tradition des Hauses vergisst.
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